Vom elektronisches Manuskript zum gedruckten Buch

November 7th, 2014

Busch_ Das Lächeln des Bösen

Manchmal werde ich gefragt, warum Manuskripte schon vier bis sechs Monate vor Erscheinen des Buches abgegeben werden müssen. Der Grund ist ganz einfach: Zwischen 400 und 450 Seiten sind nicht mal nebenbei lektoriert, redigiert, gesetzt, korrekturgelesen, gedruckt, gebunden und an die Buchhandlungen ausgeliefert.

Das Lächeln des Bösen ist seit einer Woche im Lektorat. 438 Normseiten habe ich abgegeben, das sind 1.800 Zeichen Satzspiegel pro Seite – inklusive Leerzeichen. Meine erprobte Lektorin und Redakteurin Ilse Wagner liest, korrigiert Tippfehler und macht bei einigen Formulierungen Variationsvorschläge. Dramaturgische Änderungen gab’s bisher noch bei keinem meiner Bücher – und so hoffe ich, dass auch dieses Mal Handlung und Figuren stimmig bis zum Schluss angelegt sind.

Parallel entsteht der U4-Text. Das ist das, was hinten auf dem Buch steht (Umschlagseite 4 also): ein Kurztext, der anreißt, um was es geht, natürlich nicht zu viel verrät und die Leser zum Kaufen animieren soll ;) Ergänzt wird dieser meist durch Zitate aus Rezensionen der Vorgängerbücher. Beliebt sind auch sogenannte Quotes: ein oder zwei Sätze eines renommierten Kollegen, der bereits das neue oder andere Bücher kennt und seine Meinung dazu knackig auf den Punkt bringt.

Kommt die Datei aus dem Lektorat an mich zurück, dann lese ich alles erneut und führe die Änderungsvorschläge der Lektorin aus – oder auch nicht :) Dann geht’s zum Verlag zurück und wird gesetzt. Was ich im nächsten Schritt erhalte, sind die Druckfahnen, auch Korrekturabzug genannt: ein fetter Stapel DIN-A-4-Blätter mit dem Ausdruck des quasi fertigen, aber noch nicht auf das endgültige Format gebrachten Buches. Diesen Stapel darf ich mir dann etwa acht bis zehn Tage zu Gemüte führen.

Das ist spätestens der Zeitpunkt, zu dem ich das Buch nicht mehr sehen kann – zugleich aber die letzte Chance habe: Wort für Wort wird gelesen und letzten Fehlerteufelchen der Garaus gemacht. Umstellen und umschreiben geht hier nicht mehr – Umbrüche, Abschnitte und Seiten sind bereits fix festgelegt. Gleichzeitig liest auch im Verlag ein Korrektor gegen, was richtig uns sinnvoll ist,  weil viele Verlage so manch eigene Variante zur neuen Rechtschreibung realisieren. Der Setzer führt die letzten kleinen Korrekturen von mir und dem Verlagskorrektor aus. Jetzt geht nichts mehr. Außer …

… warten. Das Lächeln des Bösen erscheint am 1. März 2015. Und irgendwann kurz vorher wird der Postbote ächzend einen großen Karton die Treppe heraufschleppen und ich die Belegexemplare auspacken. Eintüten werde ich dann gleich die Thriller für meine Testleser und Unterstützer. Mit Widmung natürlich. Und Leckerlis.

Aber erst mal kommt noch Weihnachten ;-)

Und Cover und Titel? Die stehen schon lange fest!

Viele Monate vor dem Abgabetermin gestaltet eine Agentur das Cover. Für meine Romane ist das Team von „Zero“ in München da. Den Buchtitel schlägt in der Regel der Autor als „Arbeitstitel“ vor. Das letzte Wort dazu hat aber der Verlag – der den Tiel unter anderem nach Marketingaspekten absegnet oder kippt. Es ist also oft so, dass die Titel der Bücher gar nicht vom Autor sind. Was auch ich nicht wusste, bevor ich vor fünf Jahren mein Debüt „Schweig still, mein Kind“ mit dem Droemer Knaur-Verlag verwirklicht habe. Und von Anfang an hatte ich Titelglück: Aus meinen vier Arbeitstiteln wurden vier Romantitel.

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  • „Es ist idiotisch, sieben oder acht Monate an einem Roman zu schreiben, wenn man in jedem Buchladen für zwei Dollar einen kaufen kann."
    (Mark Twain)